Vier Kälber in einem Smart

3. Oktober 2019

Kälber wollen rennen und springen! Doch die verbreitete Haltung erfüllt zwar die Anforderungen der Tierschutzverordnung, aber nicht das Bedürfnis nach Bewegung.

Kälber werden getrennt von den Milchkühen gehalten

Im Gegensatz zur Fleischproduktion, bei welcher die Mutterkuhhaltung schon seit längerem als anerkannte Produktionsform existiert, ist die muttergebundene Kälberaufzucht in der Milchproduktion noch nicht etabliert. Die Kälber werden heute kurz nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt. Danach werden sie meist alleine in Einzelboxen gehalten. Laut der Tierschutzverordnung des Bundes (TSchV) müssen diese Boxen mindestens 85x130cm gross sein [1]. Doch was heisst das genau?

Wenig Platz für Bewegung

Stellen Sie sich einen Smart vor. Wie praktisch doch die kleinen Autos sind, um in der Stadt herumzukommen und überall zu parkieren. Und nun stellen Sie sich vor, sie müssten sich Ihren kleinen, praktischen Smart mit drei Kälbern teilen. Denn ein Smart hat ungefähr die Fläche, auf welcher laut TSchV vier Kälber untergebracht werden könnten.

Zwar werden heute die meisten Kälber in der Schweiz in sogenannten Kälber-Iglus gehalten, welche normalerweise etwas grösser sind als die Mindestanforderungen der TSchV und nach der Verordnung des BLV «mindestens so breit, dass sich das Kalb darin ungehindert drehen kann» sein müssen [2], doch viel Platz bleibt auch da nicht. Dabei lieben es die jungen Kälber mit ihren Artgenossen herumzurennen und zu spielen. Wenn man sie lässt, galoppieren sie freudig über die Weide und können so ihr angeborenes Bedürfnis nach Bewegung stillen.

Heute meist verbreitete Haltungsform in Kälber-Iglus. Die Kälber sind getrennt voneinander und haben nur wenig Platz © SRF

Geht es auch anders?

Auch bei Bio und Demter ist es erlaubt Kälber nach der Trennung von ihrer Mutter in Einzeliglus zu halten [3] (siehe auch unseren Beitrag über Bio und Demeter). Bei cowpassion hingegen bleiben die Kälber nach der Geburt bei ihrer Mutter und können mit ihren Artgenossen zusammen auf die Weide. So können sie ihren Spiel- und Bewegungstrieb ausleben.

Kälber in der Milchproduktion
Kälber lieben es, auf der Weide mit Artgenossen herumzurennen © cowpassion

[1] Tierschutzverordnung des Bundes, Art. 10 resp. Anhang 1 Tabelle 1 Ziffer 2 (Link)

[2] Verordnung des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen über die Haltung von Nutztieren und Haustieren, Art. 10 Abs. 1 (Link)

[3] Biorichtlinien Punkt 5.1.1 (Link), Demeter Richtlinien Punkt 6.5.1.1 (Link)